Kleinstadtmelodie

Zum Inhalt: In Espelkamp, einem Ort in Ostwestfalen-Lippe, der wie tausend andere Städte ist und doch ganz anders, schlägt sich der Protagonist Helge zunächst zu Beginn der Siebzigerjahre durchs Leben. Die Eckpfeiler kleinstädtischer Existenz bilden dabei der recht unkomfortable Wohnblock und die Alkoholeskapaden des Vaters, den er zusammen mit seiner Schwester oft in die Stammkneipe begleiten muss, ohne jedoch die damit verbundene Mission zu erfüllen, alle wieder rechtzeitig und unversehrt zum Sonntagsbraten zurückzulotsen. Den Rangplatz Nummer eins erkämpft sich Helge auf Schulhofprügeleien immer wieder neu, dennoch gibt es für ihn lange Zeit bei Mädchen nichts zu holen. Bald darauf, als er durch Ekzeme völlig entstellt ist, der Drachen auf der Haut und in den Lungen tobt und die Hauptfigur in ein ganz eigenes Netz von Träumen und harter Wirklichkeit verstricken wird, gibt er das Ganze für die nächste Zeit völlig auf.Von unzähligen Krankenhausaufenthalten kehrt er für einige Wochen wie Napoleon von Elba in seine gewohnte Umgebung zurück, doch nur, um die baldige Verdammung selbst zu suchen: Seine körperlichen Leiden und die einsetzende Pubertät katapultieren ihn unumkehrbar aus dem Gravitationsfeld der normalen Gesellschaft und in eine ganz eigene Umlaufbahn. Er lernt wie ein Auszubildender die Sitten und Gebräuche der Punks. Herausstaffiert wie Marie Antoinette stellt er sich aber stets dieselbe Frage: Was ist eigentlich ein echter Punk? Schnell bekommt das Bild seines Wunderlandes Risse, und es gilt kreativ mit diesen offenkundigen Widersprüchen und Peinlichkeiten umzugehen, die das neue Dasein mit sich bringt.